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Was Magensäuremangel mit deiner Schilddrüse zu tun hat und warum du es nicht ignorieren solltest

27.06.2025

Lesezeit: 9 min

Was Magensäuremangel mit deiner Schilddrüse zu tun hat und warum du es nicht ignorieren solltest
Inhaltsverzeichnis

Kennst du das Gefühl, wenn du dich nach dem Essen aufgebläht fühlst, obwohl du nur eine normale Portion gegessen hast? Oder wenn dir das Essen buchstäblich schwer im Magen liegt und du dich fragst, ob du deine Ernährung umstellen solltest? Vielleicht hast du sogar schon einmal bemerkt, dass du trotz ausgewogener Ernährung immer müder wirst und häufiger krank bist als früher.

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Was die meisten Menschen nicht wissen: Diese scheinbar harmlosen Beschwerden könnten der Schlüssel zu einem viel größeren Puzzle sein. Ein Puzzle, das deine Schilddrüse, deine Verdauung und dein gesamtes Wohlbefinden miteinander verbindet. Die Antwort liegt oft in einem stillen Problem, das Millionen von Menschen betrifft, aber nur wenige erkennen: Magensäuremangel.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was Magensäure ist und welche Aufgabe sie hat
  • Wie die Schilddrüse mit der Magensäure zusammenhängt
  • Was Mangensäuremangel bedeutet
  • Wir zeigen dir einen praktischen Selbsttest
  • Erklären dir den Einfluss deiner Ernährung auf die Magensäure
    und zeigen dir was Bitterstoffe sind

Deine Schilddrüse und dein Magen hängen mehr miteinander zusammen als du denkst. Sie sind untrennbar miteinander verbunden, und wenn eines der beiden nicht richtig funktioniert, beeinflusst das den gesamten Körper auf eine Weise, die dich überraschen wird.

Was ist Magensäure und warum brauchst du sie?

Dein Magen ist wie ein hochmodernes Chemielabor, das rund um die Uhr arbeitet. Die Magensäure, medizinisch Hydrochlorsäure (HCl) genannt, ist dabei das Hauptprodukt dieses Labors. Mit einem pH-Wert zwischen 1,5 und 3,5 ist sie so sauer wie Batteriesäure und damit eine der stärksten Säuren in deinem Körper (1).

Diese aggressive Säure ist jedoch kein Versehen der Natur, sondern ein geniales System mit mehreren lebenswichtigen Aufgaben. Zunächst fungiert sie als dein körpereigener Bodyguard. Bakterien, Viren, Parasiten und andere schädliche Mikroorganismen haben in dieser sauren Umgebung keine Chance zu überleben. Es ist, als hättest du einen unsichtbaren Schutzschild, der verhindert, dass Krankheitserreger aus der Nahrung in deinen Körper gelangen (2).

Schilddrüsen-Aktivierung

Gleichzeitig hilft die Magensäure Proteine aus der Nahrung in ihre Einzelteile zu zerlegen. Sie aktiviert das Enzym Pepsin, das große Proteinmoleküle in kleinere Fragmente aufspaltet, die dein Darm dann weiterverarbeiten kann. 

Besonders wichtig ist die Magensäure für die Aufnahme essentieller Nährstoffe. Vitamin B12, Eisen, Zink, Kalzium und Folsäure können nur in der sauren Umgebung des Magens richtig freigesetzt und aufgenommen werden (3).

Die Magensäure setzte also die wertvollen Nährstoffe aus deiner Nahrung frei und macht sie für deinen Körper verfügbar.

Die Schilddrüse: Dein körpereigener Thermostat

Um zu verstehen, wie Magensäure und Schilddrüse zusammenhängen, schauen wir uns zunächst die Schilddrüse genauer an und was diese kleine, schmetterlingsförmige Drüse in deinem Hals eigentlich macht. Die Schilddrüse ist mit einer Vielzahl von Prozessen in deinem Körper verknüpft, wirkt systemisch und gibt das Tempo für nahezu alle Körperfunktionen vor.

Sie produziert hauptsächlich zwei Hormone: Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone sind wie Botschafter, die durch deinen ganzen Körper reisen und jeder Zelle sagen, wie schnell sie arbeiten soll. Sie regulieren deinen Stoffwechsel, deine Körpertemperatur, deinen Herzschlag, dein Gewicht und sogar deine Stimmung (4).

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Wenn deine Schilddrüse optimal funktioniert, läuft alles wie ein gut geöltes Uhrwerk. Du hast Energie, deine Verdauung funktioniert reibungslos, deine Haut strahlt, und du fühlst dich mental klar und ausgeglichen. Doch wenn sie ins Stocken gerät, wirkt sich das auf deinen gesamten Körper aus, oft auf eine Art und Weise, die du zunächst gar nicht mit der Schilddrüse in Verbindung bringst.

Der verborgene Zusammenhang: Schilddrüse und Magensäure

Hier wird es spannend: Deine Schilddrüse und dein Magen beeinflussen sich nämlich gegenseitig. Wenn deine Schilddrüse unteraktiv ist, also eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt (auch Hypothyreose genannt), verlangsamt sich nicht nur dein gesamter Stoffwechsel, sondern auch die Produktion deiner Magensäure.

Die Schilddrüsenhormone sind direkt an der Regulation der Magensäureproduktion beteiligt. Sie stimulieren die Parietalzellen in deiner Magenschleimhaut, jene spezialisierten Zellen, die für die Produktion der Salzsäure verantwortlich sind (5). Wenn zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden sind, ist es, als würdest du das Gaspedal in deinem Auto nur halb durchtreten. Der Motor läuft, aber bei weitem nicht mit voller Leistung.

Besonders dramatisch zeigt sich dieser Zusammenhang bei Hashimoto-Thyreoiditis, der häufigsten Form der Schilddrüsenunterfunktion. Bei dieser Autoimmunerkrankung greift das eigene Immunsystem die Schilddrüse an und zerstört sie langsam aber stetig. Menschen mit Hashimoto leiden überdurchschnittlich häufig an Magensäuremangel, da die chronische Entzündung und der daraus resultierende Hormonmangel die Verdauungsfunktionen massiv beeinträchtigen (6).

Doch der Zusammenhang funktioniert auch umgekehrt. Ein Magensäuremangel kann die Aufnahme von Jod, Selen und anderen Nährstoffen beeinträchtigen, die deine Schilddrüse für ihre optimale Funktion benötigt. Es entsteht ein Teufelskreis: Die kranke Schilddrüse schwächt den Magen, der schwache Magen kann die Schilddrüse nicht mehr optimal versorgen.

Was ist Magensäuremangel?

Magensäuremangel, medizinisch Hypochlorhydrie genannt, bedeutet, dass dein Magen nicht genügend Salzsäure produziert, um seine wichtigen Aufgaben zu erfüllen. 

Die Ursachen für Magensäuremangel sind vielfältig. Neben Schilddrüsenproblemen können chronischer Stress, das Alter, bestimmte Medikamente wie Protonenpumpenhemmer, Autoimmunerkrankungen oder ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Zink die Magensäureproduktion beeinträchtigen (7).

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Interessant ist, dass Magensäuremangel mit zunehmendem Alter immer häufiger wird. Etwa 30 Prozent der Menschen über 60 Jahre leiden an einer verminderten Magensäureproduktion (8). Das erklärt, warum viele ältere Menschen trotz guter Ernährung an Nährstoffmängeln leiden oder häufiger an Infektionen erkranken.

Magensäuremangel bei Hashimoto: Ein komplexer Circulus vitiosus

Hashimoto-Thyreoiditis, die häufigste Ursache der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) in Jodmangelgebieten, steht in einem besonders engen Zusammenhang mit Magensäuremangel. Diese Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem systematisch die Schilddrüse angreift, betrifft etwa 5-10 Prozent der Bevölkerung, wobei Frauen zehnmal häufiger betroffen sind als Männer (21).

Die Verlauf des Magensäuremangels bei Hashimoto ist von vielen Faktoren abhängig und selbstverstärkend. Der durch die Autoimmunreaktion verursachte Mangel an Schilddrüsenhormonen T3 und T4 führt zu einer direkten Beeinträchtigung der Parietalzellfunktion. Diese hochspezialisierten Zellen in der Magenschleimhaut benötigen ausreichende Mengen an Schilddrüsenhormonen, damit die Salzsäureproduktion optimal läuft (22).

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Zusätzlich entwickeln bis zu 40 Prozent der Hashimoto-Patienten eine begleitende Autoimmungastritis, auch als Typ-A-Gastritis bekannt. Hierbei bildet das Immunsystem Antikörper gegen die Parietalzellen selbst sowie gegen den Intrinsic Factor, ein für die Vitamin-B12-Absorption notwendiges Glykoprotein.

Diese Doppelbelastung führt zu einer drastischen Reduktion der Magensäureproduktion und kann in schweren Fällen zu einer völligen Achlorhydrie (kompletter Magensäuremangel) führen (23).

Der entstehende Teufelskreis ist besonders tückisch: Der Magensäuremangel beeinträchtigt die Absorption von Selen, Zink, Eisen und Jod – alles Mikronährstoffe, die für eine optimale Schilddrüsenfunktion unerlässlich sind. Selen beispielsweise ist als Cofaktor für die Dejodase-Enzyme erforderlich, die T4 in das biologisch aktive T3 umwandeln. Ein Selenmangel verstärkt somit die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), was wiederum den Magensäuremangel verschlimmert (24).

Besonders problematisch ist die Malabsorption von Levothyroxin, dem synthetischen Schilddrüsenhormon, das die meisten Hashimoto-Patienten einnehmen müssen. Die Absorption von Levothyroxin ist pH-abhängig und benötigt ein saures Milieu im Magen. Studien zeigen, dass Patienten mit Magensäuremangel signifikant höhere Levothyroxin-Dosen benötigen, um therapeutische Hormonspiegel zu erreichen (25).

Die klinischen Manifestationen dieser Kombination sind oft subtil und werden häufig übersehen. Hashimoto-Patienten mit begleitendem Magensäuremangel zeigen typischerweise eine schlechtere Symptomkontrolle trotz normaler TSH-Werte. Persistierende Müdigkeit, kognitive Beeinträchtigungen, depressive Verstimmungen und eine erhöhte Infektanfälligkeit können Hinweise auf diese doppelte Problematik sein.

Die Diagnostik erfordert oft einen multimodalen Ansatz. Neben der üblichen Schilddrüsendiagnostik (TSH, fT3, fT4, TPO-Antikörper, Thyreoglobulin-Antikörper) sollten auch Gastrin-Spiegel, Vitamin-B12-Status, Intrinsic-Factor-Antikörper und Parietalzell-Antikörper bestimmt werden. Ein erhöhter Gastrin-Spiegel bei gleichzeitig niedrigen Vitamin-B12-Werten ist ein starker Hinweis auf eine Autoimmungastritis (26).

Die therapeutische Herangehensweise muss beide Aspekte berücksichtigen. Während die Hashimoto-Thyreoiditis eine lebenslange Hormonsubstitution erfordert, kann der Magensäuremangel durch gezielte Maßnahmen deutlich verbessert werden. Die Optimierung der Levothyroxin-Absorption durch morgendliche Nüchterneinnahme mit säurehaltigen Getränken oder die Verwendung von Flüssigpräparaten kann hilfreich sein. Gleichzeitig sollte die Magensäureproduktion durch natürliche Bitterstoffe und unterstützende Nährstoffe gefördert werden.

Wie äußert sich Magensäuremangel? Die häufigsten Symptome

Die Symptome von Magensäuremangel sind oft so subtil und vielschichtig, dass sie leicht übersehen oder falsch interpretiert werden. Es ist wie ein Detektivspiel, bei dem die Hinweise zunächst unzusammenhängend erscheinen, aber ein klares Bild ergeben, wenn man sie richtig deutet.

Das paradoxeste Symptom ist wahrscheinlich Sodbrennen. Ja, du hast richtig gelesen: Menschen mit zu wenig Magensäure leiden oft unter Sodbrennen. Das liegt daran, dass sich in der schwach sauren Umgebung Bakterien ansiedeln können, die normalerweise dort nichts zu suchen haben. Diese Bakterien produzieren Gase, die den Magendruck erhöhen und dazu führen, dass die wenige vorhandene Säure in die Speiseröhre gedrückt wird (9).

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Weitere häufige Symptome sind ein Völlegefühl nach dem Essen, als hätte sich das Essen wie ein Stein in deinen Magen gelegt. Blähungen und Aufstoßen, besonders nach protein- oder fettreichen Mahlzeiten, sind ebenfalls typische Anzeichen. Manche Menschen bemerken auch unverdaute Nahrungsreste in ihrem Stuhl, ein deutliches Zeichen dafür, dass die Verdauung bereits im Magen nicht optimal funktioniert.

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Weniger offensichtlich, aber ebenso wichtig sind die langfristigen Folgen. Häufige Infekte, da das Immunsystem geschwächt ist, Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf, brüchige Nägel, Haarausfall oder eine blasse Haut können alle auf einen Nährstoffmangel hindeuten, der durch schlechte Verdauung verursacht wird. Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel und Zinkmangel sind bei Menschen mit Magensäuremangel besonders häufig (10).

Wann solltest du zum Arzt gehen? 

Wenn du mehrere der genannten Symptome bei dir bemerkst, besonders wenn sie über Wochen oder Monate anhalten, solltest du das nicht ignorieren. Besonders wichtig ist ein Arztbesuch, wenn du bereits eine diagnostizierte Schilddrüsenerkrankung hast oder in deiner Familie Schilddrüsen- oder Autoimmunerkrankungen vorkommen.

Auch wenn du trotz ausgewogener Ernährung an Nährstoffmängeln leidest oder häufiger krank bist als früher, kann das ein Hinweis auf Magensäuremangel sein. Ein Arzt kann spezielle Tests durchführen und andere mögliche Ursachen für deine Beschwerden ausschließen.

Wie wird Magensäuremangel diagnostiziert?

Die Diagnose von Magensäuremangel ist nicht immer einfach, da es keinen einzelnen Standardtest gibt. Ärzte verwenden verschiedene Methoden, um die Magensäureproduktion zu beurteilen.

Der Heidelberg-Test ist ein spezielles Verfahren, bei dem du eine kleine Kapsel mit einem pH-Sensor schluckst, die dann die Säureproduktion in deinem Magen misst. Alternativ kann ein Gastrin-Test durchgeführt werden. Gastrin ist ein Hormon, das die Magensäureproduktion stimuliert. Erhöhte Gastrinwerte können auf eine verminderte Magensäureproduktion hindeuten (11).

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Der Natron-Selbsttest: Ein einfacher Hinweis für zu Hause

Es gibt einen einfachen Test, den du zu Hause durchführen kannst, um erste Hinweise auf deine Magensäureproduktion zu erhalten. Dieser Test ersetzt zwar keine ärztliche Diagnose, kann aber ein nützlicher Anhaltspunkt sein.

Löse morgens auf nüchternen Magen einen Teelöffel Natron (Natriumhydrogencarbonat) in einem Glas warmem Wasser auf und trinke die Lösung. Miss dann die Zeit, bis du beginnst zu rülpsen. Das Natron reagiert mit der Magensäure und produziert Kohlendioxid, das als Aufstoßen entweicht.

Wenn du innerhalb von 2-3 Minuten rülpst, deutet das auf eine normale Magensäureproduktion hin. Wenn es länger als 5 Minuten dauert oder gar nicht passiert, könnte das ein Hinweis auf Magensäuremangel sein. Wiederhole den Test an drei aufeinanderfolgenden Tagen, um ein klareres Bild zu bekommen (12).

Magensäure und Ernährung: Was deinem Magen guttut

Die richtige Ernährung bei Magensäuremangel ist besonder wichtig. Fermentierte Lebensmittel sind dabei deine besten Verbündeten. Sauerkraut, Kimchi, Kefir oder Joghurt enthalten natürliche Probiotika und oft auch Säuren, die deine eigene Magensäureproduktion unterstützen können (13).

Warme Getränke vor den Mahlzeiten können wie ein sanfter Weckruf für deinen Magen wirken. Ein Glas warmes Wasser mit einem Spritzer Zitronensaft oder Apfelessig kann die Verdauung anregen. Die natürlichen Säuren bereiten deinen Magen auf die kommende Mahlzeit vor.

Vermeide hingegen große Mengen an Flüssigkeit während der Mahlzeiten, da diese deine ohnehin schon schwache Magensäure weiter verdünnen können. Es ist, als würdest du Wasser in konzentrierte Farbe gießen, die dadurch ihre Farbintensität verliert.

Besonders proteinreiche Mahlzeiten benötigen viel Magensäure. Beginne solche Mahlzeiten mit etwas Saurem oder Bitterem, um deine Verdauung optimal vorzubereiten. Auch das gründliche Kauen ist wichtiger denn je, da die mechanische Zerkleinerung der Nahrung die schwächere chemische Verdauung im Magen unterstützt.

Die Kraft der Bitterstoffe: Wissenschaftlich fundierte Verdauungsunterstützung

Bitterstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in der modernen westlichen Ernährung weitgehend eliminiert wurden, obwohl sie jahrhundertelang einen wichtigen Bestandteil der menschlichen Nahrung darstellten. Diese Terpenoide, Alkaloide und Phenolverbindungen besitzen nachweislich therapeutische Eigenschaften für das Verdauungssystem.

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Der physiologische Mechanismus der Bitterstoffe beginnt bereits im Mundraum. Bestimmte Rezeptoren (Taste 2 Receptors) auf der Zunge und im gesamten Gastrointestinaltrakt erkennen bittere Verbindungen und initiieren eine komplexe neuroendokrine Signalkaskade. Diese Aktivierung führt zur Stimulation des Vagus-Nervs, was wiederum die Sekretion von Speichel, Magensäure, Pepsinogen und anderen Verdauungsenzymen auslöst (14).

Klinische Studien belegen, dass Bitterstoffe die Magensäureproduktion um bis zu 50 Prozent steigern können, wobei dieser Effekt bereits 15-30 Minuten nach der oralen Aufnahme messbar ist (15). Die Wirkung beruht auf der Stimulation der Parietalzellen, die für die Produktion von Salzsäure verantwortlich sind.

Für Hashimoto-Patienten sind Bitterstoffe besonders wertvoll, da sie sowohl die durch Hypothyreose geschwächte Magensäureproduktion ankurbeln als auch die Absorption lebenswichtiger Mikronährstoffe wie Selen und Zink verbessern können. Dies kann indirekt auch die Schilddrüsenfunktion unterstützen.

Zu den wissenschaftlich untersuchten natürlichen Bitterstoffquellen gehören Taraxacum officinale (Löwenzahn), Cichorium intybus (Chicorée), Cynara scolymus (Artischocke) sowie verschiedene Brassicaceae wie Eruca sativa (Rucola). Die regelmäßige Integration dieser Lebensmittel in die Ernährung, vorzugsweise zu Beginn einer Mahlzeit, kann die digestive Kapazität signifikant verbessern.

Kraftvolle Unterstützer aus der Natur

Die Natur hält eine Schatzkammer voller Substanzen bereit, die deine Magensäureproduktion auf sanfte aber effektive Weise unterstützen können. Diese natürlichen Helfer arbeiten wie ein eingespieltes Team zusammen.

Enzianwurzel ist seit Jahrhunderten als König der Bitterstoffe bekannt. Diese alpine Pflanze enthält besonders potente Bitterstoffe, die die Magensäureproduktion kraftvoll anregen können. Schon kleine Mengen reichen aus, um eine deutliche Wirkung zu erzielen.

Wermut ist ein weiterer traditioneller Verdauungshelfer, der nicht nur bitter schmeckt, sondern auch krampflösende Eigenschaften besitzt. Er kann sowohl die Magensäure anregen als auch verkrampfte Magenmuskulatur entspannen.

Löwenzahn, oft als Unkraut verschmäht, ist in Wahrheit einer der wertvollsten Verdauungshelfer. Die gesamte Pflanze, besonders aber die Wurzel, enthält Bitterstoffe, die nicht nur den Magen, sondern auch Leber und Galle unterstützen (16).

Schafgarbenkraut wirkt wie eine erfahrene Therapeutin, die genau weiß, wann sie stimulieren und wann sie beruhigen muss. Es enthält Bitterstoffe und ätherische Öle, die verdauungsfördernd und gleichzeitig entzündungshemmend wirken (17).

L-Glutamin ist eine besondere Aminosäure, die wie ein Reparaturtrupp für deine Darmwand funktioniert. Sie hilft dabei, die Schutzbarriere des Verdauungstrakts zu stärken und beschädigte Schleimhäute zu regenerieren (18).

Kurkuma mit seinem Wirkstoff Curcumin ist wie ein goldener Beschützer, der gleichzeitig entzündungshemmend wirkt und die Verdauung anregt. Es kann die Gallenproduktion steigern und damit die Fettverdauung verbessern (19).

Chlorid als wesentlicher Bestandteil der Magensäure ist oft der übersehene Held. Ohne ausreichend Chlorid kann dein Körper gar keine Salzsäure produzieren. Natürliche Quellen sind hochwertiges Meersalz oder spezielle Mineralstoffkomplexe (20).

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Diese natürlichen Substanzen entfalten ihre beste Wirkung, wenn sie etwa 15-30 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen werden. Dies gibt deinem Körper genug Zeit, die Verdauungsäfte zu aktivieren, bevor das Essen ankommt.

Hoffnung und Heilung: Dein Weg zu besserer Verdauung

Die Diagnose Magensäuremangel mag zunächst überwältigend erscheinen, besonders wenn sie mit Schilddrüsenproblemen einhergeht. Doch hier ist die ermutigende Wahrheit: Dein Körper besitzt eine erstaunliche Fähigkeit zur Regeneration, wenn er die richtige Unterstützung bekommt.

Die Wiederherstellung einer gesunden Magensäureproduktion ist wie das Aufziehen einer alten Uhr, die lange stillgestanden hat. Es braucht Geduld, die richtigen Werkzeuge und eine sanfte, aber konsequente Herangehensweise. Mit natürlichen Bitterstoffen, unterstützenden Nährstoffen und einer bewussten Ernährung kannst du deinem Verdauungssystem helfen, wieder zu seiner ursprünglichen Stärke zurückzufinden.

Erste Verbesserungen können oft bereits nach wenigen Wochen spürbar werden. Das Völlegefühl nach dem Essen lässt nach, die Energie kehrt zurück, und auch die Nährstoffaufnahme verbessert sich kontinuierlich. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht, aber jeder kleine Fortschritt ist ein Schritt in Richtung besserer Gesundheit.

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Fazit

Magensäuremangel ist weit mehr als nur ein isoliertes Verdauungsproblem. Es ist ein komplexes Geschehen, das eng mit deiner Schilddrüsenfunktion verknüpft ist und sich auf nahezu jeden Aspekt deiner Gesundheit auswirken kann. Von der Nährstoffaufnahme über das Immunsystem bis hin zur allgemeinen Vitalität beeinflusst eine ausreichende Magensäureproduktion dein Wohlbefinden auf fundamentale Weise.

Besonders für Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis ist das Verständnis dieser Zusammenhänge entscheidend, da sie überdurchschnittlich häufig von Magensäuremangel betroffen sind und dadurch in einen problematischen Teufelskreis aus verschlechterter Nährstoffaufnahme und suboptimaler Schilddrüsenfunktion geraten können.

Die gute Nachricht ist, dass die Natur uns mit einer Fülle von Möglichkeiten ausgestattet hat, um unsere Verdauung zu unterstützen. Bitterstoffe aus traditionellen Heilpflanzen, wichtige Aminosäuren und Mineralstoffe können wie ein erfahrenes Reparaturteam zusammenarbeiten, um deine Magensäureproduktion wieder zu normalisieren.

Der Schlüssel liegt in der Erkenntnis, dass Körper und Geist eine Einheit bilden, in der alles miteinander verbunden ist. Wenn du deinen Magen unterstützt, hilfst du gleichzeitig deiner Schilddrüse. Wenn du deine Schilddrüse optimal versorgst, profitiert auch deine Verdauung davon. Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie intelligente Selbstfürsorge zu einer Aufwärtsspirale der Gesundheit führen kann.

Mit Geduld, den richtigen natürlichen Unterstützern und einem ganzheitlichen Ansatz kannst du den Weg zurück zu einer starken Verdauung und damit zu mehr Vitalität und Wohlbefinden finden. Dein Körper wartet nur darauf, dir zu zeigen, wozu er fähig ist, wenn er die richtige Unterstützung bekommt.

Häufig gestellte Fragen

Wie erkenne ich einen Magensäuremangel?

Typische Anzeichen für Magensäuremangel sind Völlegefühl nach dem Essen, Blähungen, paradoxerweise Sodbrennen trotz zu wenig Säure, häufige Infekte und Nährstoffmängel trotz ausgewogener Ernährung. Auch unverdaute Nahrungsreste im Stuhl können ein Hinweis sein. Bei Verdacht solltest du einen Arzt konsultieren, der spezielle Tests durchführen kann.

Können Bitterstoffe wirklich die Magensäureproduktion steigern?

Ja, wissenschaftliche Studien zeigen, dass Bitterstoffe die Magensäureproduktion um bis zu 50 Prozent steigern können. Sie aktivieren spezielle Rezeptoren im Verdauungstrakt, die eine Kaskade von Verdauungsreaktionen auslösen. Bereits der bittere Geschmack auf der Zunge sendet Signale an das Gehirn, welches daraufhin die Produktion von Speichel, Magensäure und Verdauungsenzymen ankurbelt.

Welche Rolle spielt die Schilddrüse bei der Magensäureproduktion?

Die Schilddrüse fungiert als Dirigent des Stoffwechsels und beeinflusst auch die Magensäureproduktion direkt. Schilddrüsenhormone stimulieren die Parietalzellen in der Magenschleimhaut, die für die Salzsäureproduktion verantwortlich sind. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion verlangsamt sich der gesamte Stoffwechsel, einschließlich der Verdauungsfunktionen. Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis leiden häufiger an Magensäuremangel.

Wie lange dauert es, bis sich die Magensäureproduktion normalisiert?

Die Regeneration der Magensäureproduktion ist ein individueller Prozess, der je nach Schweregrad und Ursache zwischen wenigen Wochen und mehreren Monaten dauern kann. Erste Verbesserungen können oft bereits nach 2-4 Wochen spürbar werden, besonders wenn natürliche Bitterstoffe und unterstützende Nährstoffe konsequent eingenommen werden. Wichtig ist eine kontinuierliche Unterstützung und Geduld mit dem Heilungsprozess.

Ist der Natron-Test zuverlässig für die Diagnose von Magensäuremangel?

Der Natron-Test ist ein einfacher Orientierungstest für zu Hause, ersetzt aber keine professionelle medizinische Diagnose. Er kann erste Hinweise auf eine verminderte Magensäureproduktion geben, besonders wenn er an mehreren Tagen durchgeführt wird. Für eine sichere Diagnose sind jedoch spezielle medizinische Tests wie der Heidelberg-Test oder Gastrin-Messungen erforderlich. Bei anhaltenden Beschwerden solltest du immer einen Arzt konsultieren.

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